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Was war ausschlaggebend für die Entwicklung des Konzeptes Körpergerechtes Arbeiten in der Reinigung?

In den 90 iger Jahren haben wir in Hamburg (Hochschule für Angewandte Wissenschaft, der arbeitsmedizinische Dienst, die Landesunfallkasse Hamburg und die BKK der Stadt Hamburg) die Arbeitsbedingungen der Reinigung in den Hamburger Krankenhäusern untersucht. Der hohe Krankenstand zwang zu Veränderungen in den Bereichen: Technik, Organisation und Gesundheitsförderung. Neben anderen Weiterbildungskonzepten ist das Lernkonzept „Körpergerechtes Arbeiten – bewusst bewegen“ entstanden. Wir haben es in der Konzeption standardisiert und mit finanzieller Hilfe der genannten Partnern Lernmaterialien erstellt.

Könnten Sie bitte eine kurze Zusammenfassung Ihres Konzeptes für die Leser der rhw schildern?

Wichtig ist ein Satz von Giuseppe Mazzini „Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen“. Alle methodischen und medialen Akzente zielen auf eine Verhaltensänderung ab. Es wird nicht nur ein neues Bewegungsverhalten vorgestellt, sondern auch der Blick auf eine lebenslange Verantwortung für die eigene Gesundheit gerichtet. In diesem Sinne ist „Bewusst bewegen“ doppeldeutig: natürlich soll das neue Bewegungsverhalten bewusster angelegt sein, aber auch der Verstand muss mitmachen.

Nur Erfahrungen am eigenen Leib verändern Einstellungen und Verhalten. In jeder Lernsequenz werden auf unterschiedliche Art: Informationen vermittelt; Kommunikation und Zusammenarbeit gefördert und Mitwirkung gefordert.

Wir gehen schrittweise vor: Es werden physikalische und physiologische Grundlagen vermittelt, Körpererleben, Körperwahrnehmung stehen immer wieder im Vordergrund; trainiert wird auch das differenzierte Beobachten und natürlich die Übertragung des Grundprinzips „den Körper ins Lot bringen“ an Arbeitsmitteln erprobt.

Dabei helfen Arbeitsblätter zur Reflektion der Tätigkeiten, Bilder aus dem Arbeitsalltag, Lernbausteine und Bildkarten, die das Lernen „mit allen Sinnen“ ermöglichen.

Was verstehen Sie unter der Aussage „den Körper ins Lot bringen“?

Wenn man eine Linie gedanklich durch den Körper zieht: beginnend am Scheitelmittelpunkt und endet zwischen den zwei Auflageflächen der Füße. In dieser Haltung werden kaum Muskeln angespannt – der ganze Körper ist im Gleichgewicht.

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Sie haben einen Preis für dieses Konzept erhalten – was war der Grund?

Das Lernkonzept zeichnet sich nicht nur durch die vielseitigen didaktischen und standardisierten Elemente aus, die den „ganzen Menschen“ fordert, sondern auch, weil ca. 120 Reinigungskräfte an einem Evaluierungsprozess teilgenommen haben, der auf das Bewegungsverhalten ausgerichtet war. Dieser Prozess ist dokumentiert worden; erfreulicherweise auch mit einem positiven Effekt, der belegt, dass sich das Bewegungsverhalten nach ca. 6 Monaten tatsächlich verändert hat.

Ein weiterer Vorteil, ggf. nicht so schnell messbar, ist die Achtsamkeit und auch Nachdenklichkeit mit denen die Teilnehmer sich der Zukunftsperspektive „Lebenslange Gesundheit“ zuwenden.

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Dieses Interview erschien Anfang Juni 2012 in der rhw management.